3 Restaurierungskonzept Der Korpus des Leuchters weist erhebliche mechanische Schäden auf. Durch die vollständig  geöffnete Leimfuge am Sockel ist die Stabilität der Standbasis so stark beeinträchtigt, dass eine  zuverlässige sichere Statik nicht mehr gewährleistet ist. Zudem haben sich die ehemals verleimten  Zapfenverbindungen zwischen den Einzelteilen Sockel, Schaft und Kerzenteller gelöst. Die  erhaltene originale Goldfassung haftet außerdem größtenteils nicht mehr ausreichend am  Holzträger. Damit ist eine gefahrlose weitere Benutzung und Aufstellung des Leuchters unmöglich,  sondern führt lediglich zu einer weiteren, rasch voranschreitenden substanziellen Schädigung und  damit zum unweigerlichen Verlust an Originalsubstanz.   Werden unverleimte Einzelteile und offene Fugen lange Zeit nicht wieder zusammengefügt, kann  die zukünftige passgenaue Neuverleimung zunehmend erschwert bis unmöglich gemacht werden,  da die noch dazu aus mehreren Einzelhölzern zusammengesetzten, hölzernen Einzelteile bei  Luftfeuchteschwankungen unabhängig voneinander arbeiten und sich so unterschiedlich stark in  verschiedene Raumrichtungen verziehen können, wodurch die einstige Passgenauigkeit von  Fügeflächen und Steckfugen leidet.   Die originale Polimentvergoldung ist durch das Arbeiten des Holzträgers und infolge eines  regelmäßigen, langjährigen Gebrauchs des Leuchters mittlerweile stark reduziert. Die Oberfläche  zeigt insbesondere im Bereich des Sockels zahlreiche kleine bis mittelgroße Fassungsfehlstellen.  Partien mit noch vorhandener, originaler Polimentvergoldung sind in großem Umfang bis auf die  Polimentschicht bzw. den Kreidegrund durchgerieben. Durch viele kleinere bis mittelgroße  Fehlstellen im Holzträger ist noch dazu die optische Vollständigkeit des Leuchters erheblich  beeinträchtigt. Die im Gegensatz zur originalen Schnitzerei verhältnismäßig grob und stark  vereinfacht ausgeführten alten Holzergänzungen wirken im filigranen Ornamentbild störend. Durch  die abschließende Übergrundierung und Retusche mit oranger Farbe, die vom Poliment- und  Goldton stark abweicht, werden die so behandelten Ergänzungen mit angrenzenden  Fassungsfehlstellen zudem noch unschön betont. Die ursprüngliche Goldfassung bleibt in diesen  Bereichen auch nach Abnahme der Kittungen bzw. Retuschen verloren.   Die spätere Fixierung angesetzter Einzelhölzer des Sockels auf allen drei Sichtseiten mit  Eisennägeln, deren rostige Nagelköpfe zudem aus der Fassungsebene hervorragen, wertet die  ehemals aufwendig gearbeiteten, filigranen Ornamentschnitzereien ebenfalls erheblich ab.  Durch die großflächige Übermalung der erhaltenen Polimentvergoldung mit Goldbronze wirkt die  Oberfläche dunkel, matt und ungepflegt fleckig. Da Goldbronze im Gegensatz zu echtem Blattgold  einen völlig anderen Metallglanz aufweist, erscheint die einst vergoldete Oberfläche jetzt unedel  und wertlos.  Durch die frühere, in Matt- und Glanzgold ausgeführte Polimentvergoldung des Leuchters, die sich  durch den Kontrast von zartem Schmelz (Mattgold) und tiefem, durch Polieren mit dem Achat  erzielten Goldglanz auszeichnet, kam im Urzustand die kontrastive, extrem plastische Wirkung des  Blattornamentes zur vollen Geltung. Diese für die Polimentvergoldung so charakteristische und  unverwechselbare Erscheinung ist im jetzigen Erhaltungszustand des Leuchters nicht mehr  erlebbar.   Als vorrangiges Ziel der Konservierung- und Restaurierung soll deshalb zunächst die verloren  gegangene Statik des Leuchtersockels wiederhergestellt werden. Um einen weiteren Verlust  originaler Substanz zu verhindern, müssen an erster Stelle die erhaltenen, gelockerten  Fassungsreste der Polimentvergoldung gefestigt werden. Gleichzeitig und / oder im Anschluss  daran kann eine sorgfältige behutsame Oberflächenreinigung der Fassung erfolgen.  Danach können die gelösten Einzelteile des Sockels wiederverleimt werden. Die 2 zur Fixierung  durch das Sockel-Einzelteil(2) geschlagenen Eisennägel müssen, sofern sie die Passgenauigkeit  der Fugenflächen beeinträchtigen und nicht unentfernbar im Holz eingerostet sind, vor der  Neuverleimung entfernt werden. Um ein seitliches Verdrehen der Fügeflächen während des  Zusammenpressens zu vermeiden, könnten die Flächen zusätzlich über mindestens 2  korrosionsstabile Stifte aus rostfreiem Edelstahl fixiert werden.   Eine passgenaue, möglichst vollflächige Neuverleimung sowie auch ein sorgfältiges Ausspänen  nach der Verleimung verbleibender Fugenspalte und Fehlstellen an den Fugenrändern,  insbesondere auch an der Sockelunterseite, ist besonders wichtig, um erneutes Einwirken von  Luftfeuchtigkeit auf die Fugenränder und damit ein rasches erneutes Aufgehen der wieder  verleimten Fugen zu verhindern.